Hinter den Kulissen: Michael Grosse

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Interview mit Michael Grosse

Im  Ballett BEETHOVEN! von Robert North spielt Michael Grosse einen der drei Beethoven. Als erzählender Beethoven führt er durch den Abend und bringt den Zuschauern Beethovens Leben und Zeit näher.

Michael Grosse ist nicht nur ein versierter Schauspieler, er ist gleichzeitig Generalintendant der Theater Krefeld und Mönchengladbach gGmbH. Damit ist er hinter der Bühne auf höchster Ebene stark eingebunden – auch auf der Bühne gibt er eine hervorragende Figur.

Wir möchten von ihm wissen, wie es ist, Generalintendant, aktiver Schauspieler und zusätzlich lebender Beethoven zu sein.

Lieber Herr Grosse – einmal im Leben Beethoven spielen – war das immer ein Traum von Ihnen?

Das nun gerade nicht, weil man ja kaum auf die Idee käme, Beethoven spielen zu können. Als sich aber dieses Projekt in der Realisierung von Robert North abzeichnete, war ich schon sehr erfreut darüber, dass Robert meinte, ich könnte einer der drei Beethoven-Darsteller sein, denn dahinter verbarg sich ja eine immense Herausforderung.

Sonst sind Sie mit Schauspielkolleginnen und Kollegen auf der Bühne, diesmal mit dem Ballettensemble. Um Sie herum wird getanzt, gewirbelt und gesprungen. Wie erleben Sie diese Situation auf der Bühne?

Ab und an bin ich ja auch mit den verehrten Kolleginnen und Kollegen des Musiktheaters auf der Bühne…..und ich habe auch schon in früheren, vergangenen Jahren an anderen Theatern  zweimal als Schauspieler in Ballettabenden mitgewirkt, was vielleicht auch jetzt hilfreich war als Beethoven.

Ich bewundere und genieße das große Können unserer Tänzerinnen und Tänzer. Die körperliche Entäußerung als alleiniges Ausdrucksmittel trägt ja eine ungeheure Fokussierung in sich, die mit viel Energie, Kraft, Leidenschaft und großem technischen Können einhergeht. Die nonverbale Emotionalität auf der Bühne macht den besonderen Reiz und den Unterschied zur Mitwirkung in Schauspiel und Musiktheater aus.

Sie spielen einige Soloabende als Schauspieler, also Monologe ohne Gegenspieler. Gestalten Sie diese Abende für sich als Dialog mit einem unsichtbaren Partner? Bei BEETHOVEN! interagieren die Tänzer und Tänzerinnen mit Ihnen, aber nicht verbal – sind da für Sie Ähnlichkeiten in der schauspielerischen Technik zu sehen?

Die Soloabende sind monologisch mit dem „eigenen Ich“ angelegt. Sie sind spielerisch oder erzählerisch gestaltet. Man ist dabei immer unterwegs auf der Suche nach gestisch spielerischen Momenten, die einen ursprünglich nicht für die Bühne gedachten Text theatral machen. So ähnlich ist das bei BEETHOVEN! auch, denn die Texte des Librettos und insbesondere die originalen Beethoven-Zitate aus Briefen und dem „Heiligenstädter Testament“ waren ja niemals für eine Bühne gedacht.

Man muss sie dann spielbar machen, mit Haltungen unterlegen und versuchen, eine Bühnenfigur des Beethoven daraus zu erschaffen, denn es soll ja nicht rezitiert, sondern dargestellt werden, wie ja auch Alessandro den Beethoven tänzerisch darstellt und Andrej ihn musikalisch interpretiert.

Diese Cross-over Produktion – Ballett und Schauspiel – gefällt dem Publikum – die Premiere war ein tobender Erfolg, die späteren Aufführungen sind so gut wie ausverkauft. Können Sie sich solche spartenübergreifenden Produktionen auch in Zukunft vorstellen?

Spartenübergreifende Produktionen entfalten ja immer einen besonderen Reiz. Für unsere betrieblichen Abläufe sind solche Kooperationen aber dispositorisch kaum zu realisieren, weil unsere Sparten in den beiden Städten ja immer parallel spielen müssen.

Bei BEETHOVEN! ist es ja nun so, dass lediglich ich als Schauspieler aus dem anderen Spartenbereich mitwirke, aber auch für mich gibt das dann schon mal recht „anspruchsvolle“ Abläufe, wenn in den Endproben von BEETHOVEN! für mich dann zwischendurch auch Vorstellungen von RAUB DER SABINERINNEN in der anderen Stadt zu spielen sind…..da zeigt sich unsere ganze dispositorische Enge, die deshalb ausladend spartenübergreifende Produktionen so gut wie unmöglich machen.

Trotz Ihrer zeitraubenden Tätigkeit als Generalintendant stehen Sie regelmäßig vor dem Publikum. Wie hilft oder beeinflusst Sie die Arbeit auf der Bühne und mit den Kolleginnen und Kollegen als Generalintendant des Theaters?

Diese Arbeit auf der Bühne trägt zu einer guten partnerschaftlich kollegialen Nähe im Alltag bei. Man lernt sich gegenseitig anders und wesentlich nachhaltiger kennen und vor allem schätzen. Das gilt ja auch für das Zusammenwirken mit all den Kolleginnen und Kollegen, die bei jeder Vorstellung um die Bühne herum wirken und ihren so unverzichtbaren Beitrag zum Gelingen einer Aufführung leisten.

Es ist schön, es ist herausfordernd und letztendlich auch bestätigend für einen selber so direkt mit dabei zu sein – sei es nun in einer so herausgehobenen Aufgabe als Beethoven oder in kleineren Rollen, wie als Styx in ORPHEUS IN DER UNTERWELT zum Beispiel…….

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